Aneli Jungesblut machte eine Ausbildung als Designerin in München. Sehr früh hat Sie vor allem an neuen experimentellen Ausdrucksformen gearbeitet wie Straßentheater mit Masken, Farb- und Kunstinszenierungen mit Musik und Objekten.
Aber auch die Auseinandersetzung mit Kenntnissen der Bewegungskunst (TAI CHI), des alten Wissens über Mandalas und rituelle Inszenierungen mit Räucherungen waren Teil des Weges.
Die meiste Zeit seit Beginn der 80er Jahre widmete Sie jedoch der Erforschung von Pflanzenfarben, ihrer Herstellung, Verarbeitung und Übersetzung in der künstlerischen Darstellung.
In verschiedenen Techniken auf Papier, Holz und Leinwand, sowohl in Bildern als auch in freistehenden Objekten, teilsweise mit eingebauten Klang und Lichtfeldern.

Ihre Objekte entstehen in langen aufbauenden Form und Farbprozessen um so ihre Leuchtkraft zu entwickeln. Ihre Arbeit wird einer neuen Kunst zugeordnet. Ihre Werke, verehrte Aneli Jungesblut weisen hin, auf die Verantwortung und ganzheitlichen Zusammenhänge, künftiger Künstlerinnen und Künstler.
Rosemarie Schmid, Kunsthaus moderner Kunst, Zug (CH)


Aneli Jungesblut arbeitet für Geomantie-, Heil- und Meditationsräume, Licht- und Bühnenobjekte und persönliche Schilde zur Unterstützung der inneren Entwicklung.



FARBEN

Zunächst fallen uns die Farben der Werke auf, die keine eintönigen Flächen kennen, keine plakative Gewalt und keine banale Leichtfüßigkeit. Die Farben treten an uns heran, weich und kraftvoll, nah und fern zugleich. Die Seele kann sich diesen Farben öffnen.
Aneli Jungesblut gestaltet mit Pflanzenfarben. Aus dem Sonnenlicht entstehen mit Hilfe der Photosynthese die Farben. In den Pflanzen selbst findet der Prozess statt, der Wandlung vom Licht zur Farbsubstanz. Die Künstlerin versteht es diesen Wandlungsprozeß weiter in der Darstellung wirken zulassen. Schicht um Schicht werden die Farben aufgetragen, um eine lebendige Farbigkeit aufzubauen.
- Rot aus der Krappwurzel
- Blau aus den Blättern des Indigostrauches
- Gelb aus der Blüte der Resedapflanze
In diesen Farben ist Licht und Leben. Es sind nicht die planbaren Gestaltungsprozesse, sondern lebendige Werdegänge mit vielen Nuancen. Die Farben selbst sind immer wieder anders, je nach der Verbindung mit Ölen und Harzen, die Farbstaub aufnehmen. In den Pflanzenfarben sind bereits wieder Komplementärfarben in feinsten Spuren. Die Gestaltung der Künstlerin spricht das Wissen der Seele um die Geheimisse der Farben an, ihrer Heilkraft, ihrer magischen Bedeutung und ihrer Botschaft für die innere Welt.



BILDMOTIVE

Eine zweite Quelle der Arbeit von Aneli Jungesblut sind die Bildmotive ihrer Werke. Nicht vordergründige Zusammenhänge sind deren Motive, sondern, oft den Tagesgedanken verschlossen, innere geschaute Bilder; entstanden wie Wasser, das aus einer Quelle tritt, ohne sich selbst zu benennen, mit sicherem Wissen um Zusammenhänge und gleichzeitiger Offenheit über deren weiteren Verlauf. Aus dem Licht und Schatten der Farben entstehen Formen und Muster, welche vom Wesen der Dinge selber sprechen. In der Reduzierung auf eine Farbe und wenig Formen ist der Bezug zu archaischen Metaphern unsere Kulturgeschichte sichtbar. In diesem Bereich begegnen sich Künstler und Mystiker auf der Suche nach den Spuren von Licht und Schatten.



SCHILDE

Aus dieser suchenden Verbindung von Farbe und Form entstanden neue Wirksamkeiten: der Schild. Ein blauer Schild mit goldenem Keim war am Anfang.
Vom Blau sagt Goethes Faust: „Höchste Herrscherin der Welt! lasse mich im blauen ausgespannten Himmelszelt dein Geheimnis schauen“.
Heute sind Mensch und Natur, Geist und Materie oft in unvereinbarem Widerspruch. Die Künstlerin wandelt ihre Schilde zum inneren Kraftquell. Sie werden Orientierungspunkte in einer Zeit der Umbrüche. Die Kraft des weiblichen Weges wird in diesen Objekten und Installationen offenbar.
Die Energie der Farben, der Elemente, des Kreises, des Einswerdens mit der Lebenskraft, sie regen das eigene Potential an zu zentrieren, zu stärken und in die Mitte des Lebens zu stellen.
Die Künstlerin schafft und gestaltet Kraftplätze unabhängig vom Zeitgeist und folgt ihrer Vision vom „ganz Sein“ Qualität und Lebensfreude, schwingt durch die ganze Arbeit. Die Energie und Schwingung einer Farbe in ihrer ganzen Ausdrucksmöglichkeit und Wirkung ist ihr zentrales Thema.